<<< vorherige Sage | XXX. Die Grenze | nächste Sage >>>

Die Strafe für Meineid

  Leuthen

Zwischen den Dörfern Laubst und Leuthen war lange Zeit wegen der Grenze Streit gewesen. Endlich erklärte sich ein Mann aus Laubst bereit, zu zeigen, wo die Grenze sei und die Richtigkeit seiner Aussage zu beschwören. Er hatte aber die Grenze zu Gunsten der Laubster bestimmt. Bei Tische rühmte er sich dessen zu seiner Frau, indem er sagte, er habe ein schönes Stück Land für die Laubster erworben. Kaum hatte er das gesagt, so fuhr ein Blitz hernieder und erschlug ihn.

Der Mann war kaum begraben, so erschien er viele Jahre hindurch auf der Grenze, des Nachts um zwölf Uhr, in Gestalt des Nachtjägers und zwar auf einem Pferde reitend. Seinen Kopf trug er unter dem Arme, begleitet war er von Hunden, welche gleichfalls keine Kopfe hatten. Wer ihn so des Nachts auf der richtigen Grenze dahinreiten sah, der hörte auch, wie er rief: „Hier, hier ist die rechte Grenze!“

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880