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Der spukhafte Franzose im großen Garten zu Dresden

  Mündlich.

Nach der blutigen Schlacht bei Dresden sollen im großen Garten daselbst mehrere Baracken gestanden haben, welche zu Feldspitälern dienten. In diesen ist gar Mancher gestorben, ehe er Zeit gewann, seinen Kameraden oder Verwandten Nachricht zu geben, an welchem Orte dieses schönen Dresdner Spazierganges er seine erbeuteten Reichthümer vergraben habe.

Dergleichen abgeschiedene Seelen haben nun nach der Volkssage keine Ruhe im Grabe, bis ihr Schatz gehoben ist, und so erzählt man sich, daß zu verschiedenen Malen theils einzelnen Personen, theils ganzen Familien, die in der Abenddämmerung in den Alleen des großen Gartens lustwandelten, ein nur mit einem Hemde bekleideter und mit einer Feldmütze bedeckter blasser Franzose erschienen sei, der ohne zu sprechen ein Stück Weges mit ihnen zu gehen und dann zu verschwinden pflegte und wahrscheinlich dem Muthigen, der ihn anzureden und ihm zu folgen wagte, seine verborgenen Schätze zeigen wollte.

Quelle: Johann Georg Theodor Grässe: Der Sagenschatz des Königreichs Sachsen, Band 1. Schönfeld, Dresden 1874