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Verwunschene Jungfrau auf dem Burglehn bei Lübben

  Leipe

Auf dem Burglehn bei Lübben hat einst ein Kloster gestanden. Darin hat einmal eine hohe Person mit ihrer Tochter gewohnt. Von dieser Tochter erzählt man, dass sie noch jetzt mitunter gesehen wird.

So ist sie auch einmal in der Nacht zu einem Bauer, welcher in der Nähe des Burglehn wohnte, gekommen und hat ihn gebeten, er möge mit ihr kommen. Der Bauer wollte nicht. In der zweiten Nacht kam sie wieder und bat den Bauer, ihr zu folgen, er folgte aber wiederum nicht. Als sie jedoch in der dritten Nacht wieder erschien und dringender bat, da folgte ihr der Bauer. Das junge Mädchen führte ihn darauf in ein unterirdisches Kloster und sagte ihm: „Du kannst mich erlösen, wenn Du ein frischgebackenes Brod, oder ein neugebornes Kind bringst. Aber Du musst eiligst eins von beiden zur Stelle schaffen.„

Der Bauer lief so schnell er konnte zum Bäcker und kehrte in höchster Eile mit seinem Brod zurück. Als er den betreffenden Ort erreicht hatte, war die Jungfrau bereits bis an die Achseln in die Erde versunken; nur mit Mühe konnte sie noch die Worte hervorbringen: „Du bist zu spät gekommen, nun kann ich erst in hundert Jahren erlöst werden.“

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880