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Wie die Luckauer Schützenkönige die Steuerfreiheit bekommen haben

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Vor vielen hundert Jahren lebte auf dem Schlosse in Bornsdorf ein Raubritter mit Namen Hans von Buxdorf. Der war in der ganzen Lausitz und darüber hinaus gefürchtet. Er überfiel mit seinen Knechten die Warenzüge der Kaufleute und plünderte Kirchen und Dörfer aus.

Wenn er verfolgt wurde, bediente er sich der größten List und so konnte man ihn nie fangen. In seiner Burg verlachte er alle Anstrengungen seiner Feinde. Die Burg war uneinnehmbar durch Sumpf und Wassergraben bestens geschützt. Als seine Gefährlichkeit immer größer wurde, ließ der Landvogt ein Gesetz ausgehen, daß alle Städte im Kreise Luckau mit ihren Schützen eine Belagerung des Schlosses Bornsdorf so lange vornehmen sollten, bis Hans von Buxdorf sich mit seinen Knechten ergeben würde. Der Landvogt rechnete damit, daß endlich doch einmal eine Hungersnot den Buxdorf zur Übergabe der Burg zwingen würde.

Aber die Belagerer hatten nicht gewußt, daß aus der Burg ein unterirdischer Gang führte, durch den sich die Belagerten immer wieder Lebensmittel verschafften. Die Belagerung währte schon viele Wochen und es kam die Zeit heran, wo die Luckauer Schützen ihr Pfingstschießen halten wollten. Sie zogen also ganz still in der Nacht von Bornsdorf ab und ihre Wachtposten stellte eine andere Stadt. Als das Fest vorbei war, marschierten die Luckauer wieder zur Belagerung zurück.

Als sie an die Drausche Mühle kamen, sahen sie vor der Mühle einen Wagen halten und hörten Lärm und Geschrei aus dem Hause schallen. Sie umstellten es und als sie eindringen wollten, kamen ihnen mehrere bewaffnete Knechte entgegen. Es entspann sich ein Kampf und als die Knechte niedergeschlagen und die Müllersleute befreit waren, hörten die Schützen von ihnen, daß ein Mann noch fehle. Sie durchsuchten jetzt das ganze Gehöft aufs genaueste und entdeckten den Gesuchten hinter dem hölzernen Schornstein auf dem Boden.

Als endlich sein Widerstand gebrochen war und er gefesselt am Boden lag, erkannte man in dem Gefangenen den Hans von Buxdorf. Dieser hatte wieder einen seiner Streifzüge unternommen, um Lebensmittel heranzuschaffen. Buxdorf wurde in Banden dem Landvogt übergeben, der ihn zur Aburteilung an den Kaiser weiterschickte.

Es gelang ihm aber, sich so freizulügen, daß er mit einer geringen Strafe davon kam und das Schloß behalten durfte bis er starb. Weil aber die Luckauer Schützen den Raubritter festgenommen hatten, bekamen sie vom Kaiser einen Brief, in dem er die Schützenkönige von der Steuer befreite.

Andere erzählen, daß es nicht Hans von Buxdorf gewesen ist, sondern Hans von Flemming auf Weißagk, den man den „tollen Flemming“ nannte.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz