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Die Irrlichter bei Lindena

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Früher gab es abends in unseren Torfmooren viele Irrlichter. Auch jetzt tauchen ganz vereinzelt noch Irrlichter auf.

Im Jahre 1920 ging einmal ein Mann aus dem Dorfe Lichtena bei Kirchhain gegen Abend auf die Wiese. Dieser Flecken wurde Rabennest genannt. Er wollte dort das alte Gras abbrennen. Es war aber sehr windig und daher jagte der Wind das Feuer bis auf die Nachbarwiesen. Als der Wind immer mehr wehte, wollte der Mann das Feuer wieder auslöschen. Es gelang ihm nur sehr schwer. Dabei wurde es dann auch ganz finster.

Als er nach Hause gehen wollte, sah er aus einem Strauch zwei Lichter auf sich zukommen. Es waren zwei Irrlichter. Die Lichter gingen immer auf dem Wege neben ihn her. Aber er ließ sich nicht vom Wege abbringen. Als die Lichter auch weiterhin neben dem Manne hergingen, sprach er zu ihnen: „Ihr könnt machen, was ihr wollt. Ich lasse mich doch nicht verirren!“ Als er das gesagt hatte, verschwanden die Lichter wieder in einem Strauch. Diese Lichter wollten ihn in die Irre, ins Moor führen. Darum nennt man sie Irrlichter.

Aber die Familie bekam zu Hause Angst um den Mann und alle machten sich auf den Weg, ihn zu suchen. Sie waren aber noch nicht weit gegangen, so hörte man menschliche Schritte und er war es wirklich. Erfreut gingen nun alle mit ihm zurück und er erzählte, was geschehen war. Aber er gelobte auch, nie wieder gegen Abend auf die Wiese zu gehen und ein Feuer anzumachen.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz