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Die gebannte Scheune in Luckau

  R. Scharnweber & O. Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933

Als der große Krieg in unserer Gegend war, wurden in einer Schlacht die ganze Calauer Vorstadt und alle Scheunen davor von den Franzosen in Brand geschossen, so daß nichts übrig blieb.

Nach dem die Feinde verjagt waren, fingen die Leute wieder an, alles aufzubauen. Auch die Scheunen. Nun war da ein Mann, der baute sich seine Scheune zuerst auf. Die war bloß aus Lehmfachwerk mit Strohdach. Die stand am Wege von der Kahnfahrt nach Kressels Mühle.

Bald nachdem die Scheune fertig war, gab es einen sehr strengen Winter. Da kamen einmal Zigeuner nach Luckau, die hatten eine Frau bei sich, die war in Kindsnöten. Aber die Leute in der Vorstadt wollten das Weib nicht in ihre Häuser lassen. Die Zigeuner wollten schon weiter ins nächste Dorf gehen. Wie sie noch redeten, kam der Mann dazu und als er hörte, wie die Leute so hart zu dem Weibe sprachen, ließ er sie in seine Scheune und gab den Zigeunern Stroh und zwei Pferdedecken.

Und in der Nacht bekam das Zigeunerweib Zwillinge und seine Frau kochte ihr eine Suppe. Nach zwei Tagen zogen die Zigeuner fort und bedankten sich. Ehe sie aber gingen, sagte ihr Hauptmann: „Wir wollen dir deine Scheune bannen“. Und der Mann wars zufrieden. So gingen die Zigeuner um die Scheune herum und sagten lauter Zaubereien.

Und was sie getan hatten, das half. Die Scheune ist niemals abgebrannt. Bloß 1843 war das Dach sehr angesengt. Und sie hat auch die Scheunenbrände von 1893, wo alle Scheunen vor der Calauer Vorstadt abbrannten, als einzigste überstanden.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz