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Der goldhungrige Knecht vom Fuchs- oder Ludgenberg zu Friedland

Einstmals lag in einer schönen warmen Maiennacht ein Knecht unter einem Busch schlafend am Ludgenberg. Um Mitternacht erwachte er von einem Scharwerksgeräusch, welches seine Ohren traf. Als er sich umsah, bemerkte er eine ganze Anzahl Ludgen, kleine Kerle, welche mit Spaten, Sieben und Karren einem Geschäft nachgingen, welches für den Knecht zunächst unverständlich war. Beim näheren Hinsehen erkannte er jedoch, daß sich die kleinen Kerle offenbar erfolgreich der Goldgräberei widmeten.

Nach Mitternacht, als die Ludgen verschwanden, sah sich der Knecht in der Höhle um und entdeckte einen Goldschatz. Der Knecht raffte soviel er konnte davon in einen Sack und schleppte ihn nach Hause.

In der folgenden Nacht wiederholte er seinen Raubzug. Dies blieb von den Ludgen jedoch nicht unbemerkt. Sie beobachteten den Knecht und stellten ihm schließlich eine Falle. Der Knecht stürzte und meinte gestolpert zu sein. Er raffte sich auf und eilte nach Hause. Am folgenden Tag schwoll das Bein dick an, so daß der Knecht im Bett in seiner Kammer bleiben mußte. In der Nacht schlich sich ein Ludgen zum Knecht und bestrich seine linke Seite mit einem Erlenzweig. Der Knecht wand sich in Schmerzen und – starb.

Am folgenden Morgen fand man den toten Knecht mit blutroten Streifen an seiner linken Körperhälfte. „Das sind die Ludgen gewesen“, sagte ein fast hundertjähriger Schäfer.

Ja, ja der Goldhunger! Als der Bauer die Kammer des Knechtes ausräumte, fand er den ganzen Bettkasten voller Gold. Der Bauer war zu einem reichen Mann geworden, die Ludgen aber waren verschwunden.

Quelle: E.H.Wusch: Sagen meiner Heimat, eine Sammlung mündlich übertragener Sagen der Lausitz