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Toter zu Tisch geladen

In Herzogenbusch lebte vor langer Zeit ein Junker, der weder Gott noch Gebot kannte und ein höchst sündig Leben führte. Dieser stritt eines Abends im Wirtshaus darüber, dass man nach dem Tod noch lebe, und hielt sich darauf, was tot wäre, das bliebe tot. Beim Nachhause gehen musste er über den Kirchhof passieren.

Da stieß er mit dem Fuß zufällig an einen Schädel und rief laut auf: »Haha, das ist schön! Du sollst noch leben! Komm doch heute noch zu mir, mein Abendbrot zu teilen, wenn du denn noch Leben in dir hast.« Er lachte und ging seines Weges weiter.

Zu Hause bestellte er sich sein Essen auf die Kammer und setzte sich fröhlich zu Tisch. Da klingelte es, die Magd öffnete und ein fremder Mann stand vor der Tür und fragte nach dem Junker. Die Magd führte ihn in dessen Zimmer.

Da sprach der Mann: »Junker, Ihr habt mich eben zu Tisch gebeten. Wie Ihr seht, folge ich Eurer Einladung.«

Da überlief es den Junker eiskalt und noch mehr, als der Mann seinen Mantel ablegte und als ein scheußliches Totengerippe dastand. Der Junker fiel in Ohnmacht zu Boden, die Magd hörte den Fall und lief herbei, aber sie fand keine Spur mehr von dem Mann. Als der Junker wieder zu sich kam, redete er irre und ist auch wahnsinnig gestorben.

Quellen: