Diebe vom Galgen dienen dem Herzog

Herzog Karl IV. von Lothringen hatte einen Kammerdiener, der hieß Desbordes und das war ein ganz unbegreiflicher Mensch. Er konnte Dinge verrichten, worüber einem der Verstand stillstand. So war der Herzog einst mit großem Gefolge auf der Jagd. Der Mittag nahte und sie hatten nichts zu essen. Da nahm der Kammerdiener ein Schächtelchen, das hatte drei Lädchen und daraus zog er ein vollständiges und kostbares Mittagsessen für den Herzog und alle, die mit demselben waren. Um die Sache noch wunderbarer zu machen, befahl er drei Spitzbuben, die seit Langem an einem nahen Galgen hingen, herbeizukommen und dem Herzog nach Gebühr zu dienen. Als sie das getan hatten und das Mahl beendet war, hieß er sie wieder zurückkehren.

Ein anderes Mal ließ er die auf einer Wandtapete gemalten Personen aus der Tapete heraus und bis in Mitte des Saales kommen. Das alles hatte er aber schwer büßen müssen und war um seiner großen Kunst willen lebendigen Leibes verbrannt worden.

Quellen:

• Johannes Wilhelm Wolf, Deutsche Märchen und Sagen, Leipzig, F. A. Brockhaus, 1845