<<< vorherige Sage | XX. Der Bludnik | nächste Sage >>>

Das Irrlicht von Jähnsdorf

  Jähnsdorf

In der Nähe von Jähnsdorf befinden sich grosse Wiesenflächen, welche Zarntchen genannt werden. In dieser Gegend ist es nicht recht richtig, denn dort sind von jeher viel Irrlichter gesehen worden; man pflegte auch zu sagen, dass Jemand, welcher nach den Zarntchen gehe, sich zum Teufel begebe.

Einst hatte sich ein Mann aus Jähnsdorf, welcher des Abends sein Mehl aus der Mühle nach Hause fuhr, ein Irrlicht ausgebeten, das ihm leuchten solle. Da war ihm denn auf dem Wege nach seinem Dorfe zu ein Irrlicht immer voraus geflackert, so dass er glücklich sein Gehöft erreicht hatte. Aber als er auf dem Hofe war, sprach er, anstatt dem Irrlicht zu danken: „Gelobt sei Gott, dass ich glücklich heim bin.“ Sofort war das Irrlicht verschwunden. Der Bauer hatte aber keinen Vortheil von seinem Betruge, denn in demselben Augenblick, in welchem er die betreffenden Worte sprach, lag sein Fuder Mehl in der Düngergrube.  

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880