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Die Berggeister in Glücksbrunn

Unter dem Schloss Altenstein liegt Glücksbrunn, ein vormaliger Hüttenort. Lebhafter Bergbau wurde vormals von den hier und in Steinbach zahlreich wohnenden Bergleuten betrieben, nun wird nur noch wenig Ausbeute gewonnen.

In den Schächten und Stollen gab es auch Berggeister und manchen versetzten Hort. Venezier sind gar häufig gekommen und haben viel hinweggetragen. Am Löge, oberhalb Steinbach, hat ein goldener Hirsch sich oftmals sehen lassen.

Einst ging ein junger Bergknappe aus Steinbach zu seinem Schacht auf der Windleite. Wie er nahe zur Winde kam, sah er ein ganzes Heer kleiner Bergmännchen an der Winde stehen, die waren gar tätig und eifrig mit Aufwinden und mit Gesteinpochen. Wie er nun mit offenem Mund näher schritt, ganz erstaunt über die verwunderliche kleine Knappschaft hei! Da purzelten sie kopfüber allzumal in den Schacht und es tat einen Krach, als ob der ganze Schacht in sich zusammenbräche. Da grauste es dem jungen Bergmann mächtig. Er ging hin zum Schacht, schnallte sein Hinterleder ab, schmiss es samt dem Grubenlicht in die Teufe hinab und sagte: »Mit euch fahre ich nicht an!«

Drüben in der Ruhl wurde er ein Messerschmied, und als er mit dem Lernen fertig war, kam er wieder nach Steinbach, ließ sich da als Messermacher nieder und brachte so dieses Handwerk als erster Meister dorthin. Und da hatten die Steinbacher es ihm nachgemacht und waren aus Bergleuten Messermacher geworden, wohnten darauf über anderthalbhundert Meister daselbst, aber kein einziger Bergmann mehr.

Quelle: Friedrich Wrubel, Sammlung bergmännischer Sagen, 1883