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Die Eule als Zaubermittel

  E. von Wiedebach-Nostiz, Aus d. Leben Herrn Georg von Wiedebach, S. 106.

„In Sommerfeld beim Spielmann Friedrich Hennig kommt man gern zusammen, denn allzeit hört man dort was Neues.

An einem Abend des Jahres 1695 erzählen die von dort heimkehrenden Gäste, der Hedwigsmüller zu Sommerfeld habe seinem Beitzscher Kollegen unter die Schwelle seiner Mühle eine Eule vergraben, auf daß seine Herrschaft wie sämtliche Mahlgäste ihm feind würden und es ihm nimmer wohlgehe.

Die Kunde dringt nach Beitzsch. Im Beisein des Kirchvaters Domke wird mit eiserner Stange die Schwelle im Mühlhaus erbrochen, und siehe da, eine tote Eule, sowie viele andere Dinge, die man nicht kennt, kommen zum Vorschein. Krank im Hause aber liegt des Mühlknechts Weib, auch ihr Kind hat das Fieber. Unwillig und über die Störung erschreckt, bekennt sie, ihr habe der Mühlknecht das Tier gebracht, um es dem Kinde bei herannahendem Fieber unterzulegen und auch die eigenen geschwollenen Füße mit den Eulenklauen zu fragen.

Doch weil das Mittel nicht geholfen, habe sie den Vogel zur Abwehr der Krankheit ohne Vorwissen ihres Mannes unter die Hausschwelle vergraben.“

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894