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Der Wechselbalg (Premenk)

  Haupt und Schmaler II. S. 267
  Mündlich

Bis zu dem Zeitpunkte, wo ein Kind sechs Wochen alt wird, muß immer eine Person in der Nähe desselben sein, denn es könnte sonst eine alte Frau aus dem Gebirge oder dem Walde kommen und den Säugling gegen einen körper- und geistesschwachen, mißgestalteten Wechselbalg austauschen. Mindestens muß man zu Häupten des Kindes ein Gesangbuch legen, ehe man das Zimmer verläßt. – Wenn aber durch Vernachlässigung das Unglück geschehen ist, so ist es gut, wenn man's bei Zeiten merkt.

Dann braucht man blos eine Ruthe von den Zweigen der Hängebirke zu machen und den Wechselbalg tüchtig durchzuhauen. Auf sein Geschrei kommt die alte Frau mit dem ausgewechselten Kinde, giebt es wieder zurück und entfernt sich mit dem Unholde. Man muß sie in Ruhe ihres Weges gehen lassen und ja nicht schimpfen und schelten, sonst behält man den Wechselbalg auf dem Halse.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862