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Der Teufel stört ein Passionsspiel

  Gerber, S. 964. N. Laus. Mag., 1863, S. 107

„Als Anno 1519 zu Guben auf dem Markte die Passion Christi nach Sitte der Zeit mit einfältigen Reimen und allerhand seltsamen Mummereien aufgeführet worden, wozu von Städten und Dörfern weit und breit Adel und Landvolk sich eingefunden, haben unter anderm neun Gubener Bürgerssöhne neun Teufel dargestellt.

Da ist plötzlich während der Aktion zu den neun vermummten Teufeln der zehnte leibhaftige und wirkliche gekommen, hat arge Possen getrieben und ist über den Brunnen gesprungen, die andern dazu zu verführen, um ihnen so die Hälse zu brechen. Es ist ihm aber keiner nachgesprungen.

Als man nun in dem Aktus so weit gekommen, daß Christus an das Kreuz gehenget wurde, hat sich dieser zehnte Teufel vom Theater weggemacht und ist in das Gäßlein am Rathause gelaufen und allda in Feuer aufgegangen. Als man hinzu eilte, war alles verschwunden, aber denjenigen, so den Herrn Christus dargestellt, hat man in Ohnmacht gefunden. Man hat daher den Aktus abkürzen und ihn alsbald ins Grab legen müssen, allwo er wieder erquicket worden.„

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894