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Der Teufelsgroschen

  Mündlich von einer Waschfrau aus Guben bezw. Grocho

Ein Mann aus Neuwalde bei Naumburg a. B., Namens Schulze, ging irgendwo hin und fand unterwegs einen Groschen. Er hob ihn auf und nahm ihn mit nach Hause. In der Nacht kam ein „kleines Männchen“ zu ihm ans Bett und hielt ihm etwas hin, das er unterschreiben sollte. Der Mann unterschrieb aber nicht.

In der andern Nacht kam das Männchen wieder, und so ging es mehrere Nächte fort. Eines Tages ging der Mann nach der Stadt, und die Geschichte ging ihm im Kopfe herum, und man konnte ihm vom Gesichte ablesen, daß ihm etwas fehle. Da traf er ein altes Männchen mit einer Soldatenmütze, das sagte zu ihm: „Na, Ihr hängt ja den Kopf so, ist Euch was passiert?„ — „Ja, ich habe einen Groschen gefunden und aufgehoben, und jetzt kommt alle Nächte ein „kleines Männchen“ zu mir, und ich soll etwas unterschreiben; das kann ich doch nicht; ich weiß ja nicht, was es ist.“

Da sagte der alte Mann: „Beseht Euch den Groschen mal genau, ob da nicht drei Köpfe oben sein werden; das ist ein Teufelsgroschen. Nehmt ihn nur und tragt ihn zum Bäcker und kauft Euch eine Semmel dafür. Wenn Ihr dem Bäcker den Groschen hingegeben habt, dann sagt noch: „den Groschen habt Ihr?“ Dann wird er antworten: „ja.“ Die Semmel zerbrecht in vier Eckchen und gebt diese vier verschiedenen Kindern zu essen. Dann seid Ihr den Groschen los, und der Böse wird nicht wiederkommen.“

Die Geschichte ist wirklich passiert; es war aber zu der Zeit, als es noch die sieben Bücher Mosis gab. Damals sind mehr solche Geschichten vorgekommen; heute kommt so etwas nicht mehr vor.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894