<<< vorherige Sage | Erste Abtheilung: Göttersagen | nächste Sage >>>

Die Venus in Budissin

  Ziehnert III. S. 297. 
  Grässe S. 473.

Wo jetzt das Schloß Ortenburg steht, befand sich früher ein Götzentempel und darin die Bildsäule eines schönen Weibes mit einem Myrtenkranze um den Leib, einer Rose im Munde und einer brennenden Fackel auf der Brust, stehend auf einem Wägelchen, welches von zwei schwarzen Schwänen gezogen wurde.

Anmerkungen:

1. Venus nannte das katholische gelehrte Mittelalter jede heidnische Liebesgöttin. Auch unter das ähnlich beschriebene Standbild der deutschen Freia (oder slavischen Siva) in Magdeburg schrieb man den Vers:

Venus, die heidnisch' Göttin zart,

So nackt hier angebetet ward.

2. Von Götzentempeln finden sich nur geringe Spuren in der Lausitz. Höchstens dürfte es ein hölzerner Ueberbau eines im Freien stehenden Opfersteins gewesen sein. Auch den Götterfelsen bei Wünschendorf nennt das Volk den Götzentempel.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862