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Lot's Weib

  Nach dem Wendischen. 
  Haupt und Schmaler I. S. 275.

Die Priester haben den Städtern geweissaget; aber die Städter haben nicht daran geglaubt und sie gesteinigt, so daß auf den Gassen das rothe Blut herumfloß. Da fiel vom Himmel Schwefel, Pech und Feuer herab und die Menschen wollten fliehen. Die Armen banden ihre Bürden zusammen und die Reichen spannten die Rosse vor den Wagen.

Aber es konnte Niemand zur Stadt hinaus als der einzige fromme Gottesmann Lot. Der enteilte mit seinem Weibe dem Verderben. Doch diese konnte es vor angeerbter Neugier nicht lassen, sich mitten auf dem Wege nach der untergehenden Stadt umzusehen. Dafür erstarrte sie zur Salzsäule und blieb stehen, und wird da stehen bis auf den jüngsten Tag. Und wie bis auf den jüngsten Tag das Salzwasser von ihr herabträuft, so wird auch nimmermehr die Thränenquelle der Weiber versiegen.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862