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Vom Capistrano, dem Bußprediger

  Mühlwolff, Annalen von Budissin Fol. 47 Msc. 
  Funke, Görl. Chronik S. 264 Msc.

Im Jahre 1453 kam der berühmte Dominikanermönch Johannes Capistrano auch durch die Lausitz und blieb in den Städten und predigte dem Volke Buße. Am längsten blieb er in Görlitz. Die Treppe des jetzt abgebrochenen Salzhauses, welches mitten auf dem Obermarkte stand, diente ihm als Kanzel. Er predigte lateinisch, aber Bruder Gregorius dollmetschte es dem Volke.

Er hat aber mit solcher Gewalt gepredigt, daß Viele sich von ihrem sündhaften Wandel bekehrt und weltlicher Hoffarth entsagt haben, brachten die Spielkarten, Würfel, Bretspiele und verbrannten sie. Viele schnitten sich die langen Haare ab, Andere hieben die langen, spitzen Schnäbel von ihren neumodischen Schuhen.

Capistrano ging auch in die Häuser zu den Leuten und die Kranken brachte man zu ihm und er heilete sie mit einem Wundertuche, welches in das Blut des heil. Bernhard getaucht worden war, so ihm nach dem Tode aus der Nase geflossen. Wenn er an eine Kirche oder Kapelle gekommen ist, hat er immer gefragt, wem sie geweiht sei, und wenn dann die Leute antworteten: der heil. Barbara oder dem heil. Nikolaus u. s. w., so sprach er: requiescat in pace; war aber die Kirche einem der Heiligen Apostel geweiht, so betete er: ora pro nobis.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862