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Maria und Elisabeth zu Rosenthal

Ein wendisches Volkslied versetzt die Begegnung der Jungfrau Maria mit der Heiligen Elisabeth nach Rosenthal.

Unterhalb Rosenthal liegt eine Wies,
Ueber die Wiese ein Fußsteig geht.
Ueber die Wiese ein Fußsteig geht;
Dieser ist ausgetreten schön weiß.
Wer hat ihn ausgetreten doch?
Heil'ge Maria die trat ihn aus,
Wandelnd zur Messe und wieder zurück,
Wandelnd zur Messe und wieder nach Haus.
Dort ihr begegnet Elisabeth,
Ja, ihre Muhme Elisabeth.
Helf dir Gott, helf dir Gott, Muhme mein,
Du, meine Muhme Elisabeth.
Ei, was die Leute doch sagen von uns,
Sagen, daß beide wir schwanger sind.
Leugne nicht, leugne nicht, Muhme mein,
Du, meine Muhme Elisabeth.
Ich werd' ein Söhnlein gebären bald
ja wohl, ein Söhnlein, Jesum Christ.
Dieses wird mitten im Winter gescheh'n,
Da, wenn des Meeres Woge gerinnt.
Da, wenn des Meeres Woge gerinnt,
Wenn in den Lüften das Vöglein erfriert.
Du wirst ein Söhnlein gebären bald,
Ja wohl, ein Söhnlein, den heil'gen Johann.
Dieses wird mitten im Sommer gescheh'n,
Da, wenn sich kräuselt die Woge des Meer's.
Da, wenn sich kräuselt die Woge des Meer's,
Wenn in den Sträuchern das Vöglein sich paart.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862