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Die frommen Pferde

  Ticini epit. p. 213.

Die Schweden kamen im dreißigjährigen Kriege auch nach Rosenthal. Wie in allen andern Kirchen und Klöstern der Lausitz, so hauseten sie auch hier gleich einer Räuberbande, plünderten die Kirche und das Kloster und luden ihren Raub auf einen großen Wagen, den sie mit 16 Pferden bespannten und von dannen zogen. Aber siehe da, an der Flurgrenze von Rosenthal angekommen, bleiben plötzlich die Pferde stehen und sind weder durch Schläge noch Flüche auch nur einen Schritt weiter zu bringen. Sie hatten aber auch das wunderthätige Marienbild aufgeladen und mit von dannen geführt, und es fand sich, daß der Wagen von der Stelle ging, so bald man das Bild herausnahm. Also verzichteten sie auf diesen Raub und schickten das Bild wieder in's Kloster zurück. Da zogen die Pferde ganz von selber an und fort ging der Wagen.

Anmerkungen: Vielleicht ist Werth darauf zu legen, daß gerade Pferde solche Bietät verrathen. Vgl. Th. I. No. 21. das weiße Pferd zu Löbau. Fast dieselbe Sage wird erzählt von der braunen Maria von Czenstochau (Theodor Mundt's Völkerschau auf Reisen. I. S. 229.)

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862