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Zittau's Ursprung

  Carpzov's Ehrentempel I. 77, 205. 
  Desselben Analecta Fastorum Zittav. I. c. 2. 1716. fol. 
  Laurent. Peccenstein Poligraphia p. 136. 
  Hergang's Zittavia 18 No. 4. 
  Liebusch, Skythika S. 96. 
  Laus. Mag. 1824, 583;1825, 37.

Viele halten das heutige Zittau für das alte Susudata des Ptolomäus, dessen Name noch in dem benachbarten Sudetengebirge erhalten ist. Dann wäre Zittau eine der ältesten Städte Ostdeutschlands. Andere meinen, daß es seinen Namen von den später eingewanderten Slaven erhalten habe, und zwar von dem Worte zito, Getreide, weil die von der Lausitz nach Böhmen führende Straße dem Getreidehandel gedient habe. Drei Herbergen in der Nähe der Burgmühle waren der Anfang der Stadt und bildeten den Sitz dieses Getreidehandels. Noch heute heißt dieser Theil der Stadt „die alte Sitte„ (Zitavia, Syttavia, Sittawia). Frühere Schriftsteller berichten endlich, daß Zittau seinen Namen von einer Fürstin habe.

Einige nennen Zedena oder Sidonia, die Gemahlin Markgraf Manfred's von Ringelheim, welche im Jahre 1002 dort ein Benediktinerkloster gestiftet habe und in Zittau in der Pfarrkirche begraben sei. Andere berichten von einer zweiten Gemahlin des Herzogs Sobieslaus von Böhmen, Namens Zittavia oder Cittavia. Diese habe im Jahre 1130 die Stadt gegründet, um ein darauf bezügliches Gelübde zu erfüllen, welches sie für den Fall geleistet hatte, daß ihr Gemahl den Herzog Otto von Mähren und Sachsen besiegte. Boleslav gewann den Sieg, und seine Gemahlin erbaute die Stadt und nannte sie nach ihrem Namen. Erst im dreizehnten Jahrhunderte wurde Zittau zur Stadt erhoben.

Der König Ottokar II. von Böhmen erkannte die gute Lage des Ortes, und indem er mit seinem ganzen Gefolge zu Pferde um den Markt und die Umgebungen desselben ritt, bestimmte er feierlichst die Grenze. Dann ließ er das abgesteckte Gebiet mit einer Pflugschaar umziehen und verordnete den Bau der ersten Stadtmauern.

Anmerkungen (Karl Haupt):

1. Die Geschichte von einer Fürslin Zittavia gehört ohne Zweifel in's Bereich der Fabel. Aber wie immer eine wenn auch geringe Spur der Wahrheit, so mag diesem Gerüchte wohl eine Reminiscenz an den Kultus einer weiblichen Gottheit zu Grunde liegen. Auch ist es mindestens interessant, daß Zittau von jeher wegen seiner Frauen und Mädchen berühmt war, weshalb Pescheck eine vorzügliche Veranlassung hatte, seine Geschichte des Frauenlebens in Zittau zu schreiben. - Auch unsere Sagen von Zittau sind ein Belag zu dieser Wahrnehmung.

2. Wahrscheinlich ist Zittau von zito, Getreide oder von Zita, Ziza, einer slavischen Göttin der Fruchtbarfeit abzuleiten. Bergl. auch Th. I. No. 2.

Quelle: Karl Haupt, Sagenbuch der Lausitz, Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann,1862