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Sehnsucht nach einem Bräutigam

  Mündlich von Frau Koppe in Guben

In Seitwann war ein Dienstmädchen das wollte gern einen Schatz haben. Da sagten ihr andere Mädchen, sie solle sich ein Tischtuch umhängen und in der Sylvesternacht um 12 Uhr auf den Kreuzweg gehen; dort werde der kommen, der ihr bestimmt sei. Das Dienstmädchen machte das, und da ist denn auch einer gekommen. Doch er muß ihr wohl nicht gefallen haben; denn sie riß vor ihm aus; er aber hinter ihr her. Glücklicherweise kam sie noch bis unter die Traufe eines Hauses; aber die Röcke waren hinten weg gerissen.

Ob das Mädchen an dem Schreck gestorben ist, hat die Erzählerin vergessen.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894