<< Die gebannten Geister | Niederlausitzer Volkssagen | Sehnsucht nad einem Bräutigam >>

Die spukende Müllerin

  J. Kurth, Sonntagsbl. d. Preuß. Lehrerzeit., 1882, S. 466 (Nr. 30)

„Die alte Müllerin in Germersdorf spukte nach ihrem Tode so greulich, daß es kein Mensch mehr im Hause aushalten konnte. Da her beschloß der Sohn, sie in einen Wald verbannen zu lassen. Der berühmteste Geisterbanner wird gerufen, er kommt, und es gelingt ihm auch, den Geist in einem Sack zu fangen. Dieser Sack wird auf den bereitstehenden Wagen gelegt, der Geisterbanner treibt die Pferde an, und fort geht's so schnell als möglich; denn um 1 Uhr muß alles vorüber sein. Das Wasser aber kommt hinter dem Wagen her, die Pferde gehen bis an den Bauch in demselben; endlich kommt man an die Grenze und erreicht auch den Wald; hier wird nun der Geist hingebannt, und seit jener Zeit ist im Hause Ruhe, im Walde dagegen scheucht es.“

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894