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Untröstliche Mütter

  Mündlich aus Guben

I

Der Frau B. in Guben war ein Kind gestorben, und sie weinte so sehr. Da kam das Kind wieder und sagte: „Mutter, weine doch nicht so viel; ich bin ja schon so tief im Wasser; wenn du noch mehr weinst, muß ich ertrinken.“

II

Eine andere Frau daselbst, die auch soviel um ihr Kind geweint hatte, stellte eines Abends die Wasserkannen umgestülpt in ihren Hausflur. Am andern Morgen standen sie aufrecht hinter der Thür. Da dachte sie: Das hat wohl etwas zu bedeuten; ich will lieber nicht mehr soviel weinen, die Wasserkannen sind vielleicht bald voll Thränen.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894