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Der Schatz im Schloß zu Klein-Drenzig

  Mündlich von Bauer Schulz in Lahmo

Der Nachtwächter Klebsch zu Klein-Drenzig sah im Keller des Schlosses oftmals das Geld spielen. Manchmal wachte aber auch seine Frau für ihn, und die bemerkte in einer Nacht das Feuer auch und erblickte zwei Männer dabei, die immer darin rührten. Dadachte sie: Ich bin ja auch ein armes Weib, wenn ich mir von dem Gelde doch etwas holen könnte!

In einer Nacht, als ihr Mann wieder wachte, kam in der zwölften Stunde ein graues Männchen zu ihr und sagte, sie sollte mitkommen und sich Geld holen. Sie folgte aber der Aufforderung nicht. In der nächsten Nacht erschien aber das Männchen wieder, sprach zu ihr, sie möchte nur mitkommen, es würde ihr nichts zu Leide gethan werden. So ging sie denn mit. Als sie auf der Dorfstraße waren, schritt das Männchen immer ein Stück vor ihr her.

Da traf sie aber ihren Mann, und dieser breitete die Arme vor ihr aus, als ob er sie aufhalten wolle. Nun rief das Männchen: „Bleibt zurück! Bleibt zurück!“ Da kroch sie unter einen Fliederstrauch (Holunder) und kaum war sie darunter, so war das Männchen verschwunden und ist auch nie wiedergekommen.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894