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Das Feuer am Strieming

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  Mündlich vom alten Dammasch in Lahmo

Im Kruge zu Lahmo diente früher einmal eine Magd, die wollte eines Morgens Feuer anmachen und fand kein Streichholz. Es war aber noch finster, und als sie zum Fenster hinaussah, bemerkte sie, daß hinter ihrem Garten unten am Strieming ein Feuer brannte. In der Meinung, dasselbe sei von Pferdehirten angezündet, nimmt sie eine Schippe (Schaufel) und will sich, um nicht erst die Wirtsleute wecken zu müssen, Kohlen holen.

Als sie hinkommt, sitzen drei Mann am Feuer, die ihr auch bereitwillig Kohlen überlassen. Da sie mit diesen aber in das Haus kommt, sind sie ausgegangen. Sie wirft sie in den Winkel und geht noch einmal hinab, sagt, wie es ihr ergangen und bittet aufs neue um Feuer. Jetzt sagten ihr die Kerle, sie solle nur die Schürze aufhalten. Sie weigert sich aber, weil sie fürchtet, sich die Schürze zu verbrennen.

„Nein, nein, es brennt nicht,“ erklärten sie und schütteten ihr die Schürze voll glühender Kohlen. Als sie hierauf in den Krug kommt, sind sie ihr aber wieder ausgegangen und sie wirft sie in den Winkel zu den ersten. Jetzt ruft sie ihre Wirtsleute und läßt sich von ihnen Streichhölzer geben.

Kaum ist es Tag geworden, so richtet sie auch einmal ihre Blicke auf die Kohlen in der Ecke, und siehe da, sie findet statt der Kohlen lauter Gold.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894