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Das Kohlenfeuer an der Räubergrube

  Mündlich von Ackerbürger Schuster in Guben

In der Gubener Heide giebt es hinter dem Heidekruge einen Fleck, der heißt die Räubergrube. Diese war früher mit Wassergefüllt. Als man sie aber vertiefen wollte, verlor sich das Wasser, weil man die Lehmschicht durchstochen hatte.

Es ist nun wohl schon 50 Jahre her, als ein gewisser Grunke aus der Pförtenerstraße einmal in die Heide fuhr, um Streu zuholen. Da er an einem Streuhaufen anfing aufzuladen, sah er in einiger Entfernung einen Korb liegen. Er ging darauf zu und fand einen Bekannten, Namens Ripper, der sich einen Korb voll Kien gesucht hatte, und sagte zu ihm: „Wirf deinen Korb auf meinen Wagen, wir können ja zusammen nach Hause fahren!“

Als sie unterwegs waren und an die Räubergrube kamen, war es schon dunkel geworden, und sie sahen an dem Wasser ein Kohlenfeuer brennen und zwei Männer dabei liegen. Grunke, der sich eine Pfeife anzünden wollte, ging darauf zu, um sich eine Kohle zu holen. Er kam aber bald wieder zurück und sagte zu Kipper: „Du, komm mit, ich fürchte mich allein, wer weiß, was das für Kerle sind!“

Kipper war dreist und ging mit, und als er den furchtsameren Grunke am Arme ergriff, um ihn an das Feuer heranzuziehen, fing dieses an hochzuwirbeln, daß die Funken hin und her stoben, und in der Luft entstand ein Wind, als ob alle Bäume umbrechen wollten. Da liefen sie beide davon, daß einer über den andern stürzte und sahen sich nach keinem Feuer mehr um. Aber auch ihre Pferde waren mit dem Wagen davongegangen, und sie hatten Mühe, daß sie dieselben wieder einholten.

Quelle: Niederlausitzer Volkssagen vornehmlich aus dem Stadt- und Landkreis Guben, gesammelt und zusammengestellt von Karl Gander, Berlin, Deutsche Schriftsteller-Genossenschaft, 1894