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Der dumme Hans und die Erbsen

  Schorbus

Der dumme Hans diente bei einem Bauer als Knecht; so oft es hier Erbsen gab, nie wollte er welche essen, sondern nahm bei Tische den Löffel stets verkehrt und sprach dabei, wenn er den Löffel zum Munde führte, die Worte: „Klebst Da dran, so ess' ich Dich.“ Natürlich blieben die Erbsen nicht an dem Löffel kleben und Hans brauchte keine Erbsen zu essen. Dem Bauer gefiel es ganz gut, dass Hans, welcher sonst ein starker Esser war, von dem Erbsengericht nichts genoss.

Als Hans diesen Dienst aufgegeben hatte, heirathete er und wurde selbständig. In den neuen Verhältnissen ging es ihm nun schlecht und er würde gern Erbsen gegessen haben, wenn er nur welche gehabt hätte. In seiner Noth entschloss er sich endlich zu seinem früheren Herrn zu gehen, um dort Erbsen zu borgen. Der Bauer ging auch mit Hans auf den Kornboden, ergriff ein Viertelmass, hielt aber den Boden, als Hans die Erbsen hineinschütten wollte, nach oben und sprach dabei: „Klebst Du dran, so mess' ich Dich“ Natürlich blieb keine Erbse am Boden kleben. Da dachte Hans an sein Erbsenessen und wie er es früher so gut gehabt. Als er so daran dachte und merkte, dass er keine Erbsen haben sollte, fing er an bitterlich zu weinen. Das dauerte den Bauer und er gab jetzt dem Hans die Erbsen zum Geschenk; so dass dieser schliesslich noch froh abziehen konnte.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880