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Vom Wendenkönig

  Nebendorf

Der Wendenkönig oder Anführer des Wendenvolkes ist mit seinen Leuten von der Grenze Asiens vertrieben worden und hat sich dann nach langer Wanderung mit den Wenden in der Lausitz niedergelassen. Er war ein strenger Herr, welchem viel Abgaben gereicht werden mussten; geschah das nicht, so ward er sehr zornig. Gut ist er aber auch wieder gewesen, denn oft zog er auf Beute aus und vertheilte die gewonnene stets unter den Wenden.

Es gelang seinen Feinden nie, ihn zu besiegen, denn obschon der König in der Schlacht Allen kenntlich war, weil er stets einen Schimmel ritt, so verletzte ihn doch nie ein Geschoss, denn er war unverwundbar. Schlösser hat er viele im Lande gehabt, wie z. B. bei Ogrosen, wo man Spuren des Gemäuers noch heute sieht; sein grösstes und prächtigstes Schloss aber hat in Burg auf dem Schlossberge gestanden.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880