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Misslungener Kinderraub

  Ströbitz

In Burg lebte auf dem Burgberg der Wendenkönig; der liess durch seine Mannen Kinder der Deutschen rauben. Aber nicht immer gelang der Raub; so hatten die Wenden einst den Sohn eines Mannes geraubt, dieser aber schlich den Räubern seines Kindes heimlich nach. Die Wenden waren mit ihrem Fang glücklich bis zu dem Kahn gelangt, auf welchem sie die Spree entlang nach Burg fahren wollten, allein da ihnen ihr Raub geglückt war, machten sie am Ufer Rast, lagerten sich und schliefen bald ein. Sobald der Vater sah, dass die Wenden schliefen, kam er schnell aus seinem Versteck hervor, ergriff sein Kind, sprang damit in den Kahn, stiess vom Ufer ab und rettete so dasselbe.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880