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Raub der Kinder verhindert

  Buschmühle

In Burg auf dem Schlossberge hat einst der Wendenkönig gewohnt, welcher seine Leute auszuschicken pflegte. damit sie Kinder rauben sollten.

Nun wohnte in Drehnow ein Mann mit seiner Frau und zwei Kindern; der Mann war in den Wald gegangen, die Kinder aber spielten an dem Ufer der Spree. Plötzlich fuhr ein Kahn daher und landete, Männer sprangen heraus und raubten die Kinder. Die Mutter, welche von ferne das Geschehene erblickt, wusste, dass es die Art des Wendenkönigs sei, Kinder zu rauben; sie vermuthete also auch hier in den Räubern Mannen des Königs. Sie schlich, um sich zu vergewissern, ob sie Recht habe, dem Kahn nach.

Als die Sonne hoch am Himmel stand, wurden die Ruderer müde, machten an einer schattigen Stelle Rast, banden den Kahn am Ufer fest und schliefen ein. Schnell eilte die Mutter herbei, erlöste ihre Kinder und brachte sie glücklich heim.

Mittlerweile war ein Gewitter am Himmel aufgestiegen, es entlud sich mit furchtbarer Gewalt und ein Blitz traf das Schloss des Wendenkönigs, erschlug denselben und zündete im Schloss so, dass dasselbe nach kurzer Zeit niederbrannte.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880