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Die Sträuchermühle

An der Schwarzen Röder, zehn Minuten unterhalb des Kirchdorfes Seeligstadt, liegt einsam, von Feldern und Wiesen umgeben, eine Mühle. Dieselbe führt von altersher den Namen „Die Sträuchermühle“. Früher lag diese mitten im Gebüsch, im Erlicht, das aber heute gelichtet und bis auf nur wenige Sträucher entfernt worden ist. Vom Dorfe Seeligstadt ist die Sträuchermühle seit dem Jahre 1846, als die Bahnlinie Dresden–Görlitz gebaut wurde, durch einen haushohen Damm getrennt, unter welchem vom Dorfe her der Fahrweg zur Mühle führt. Im Jahre 1886 wurde die Sträuchermühle ein Raub der Flammen, erstand aber von neuem wieder.

An ihr vorüber führt ein alter Weg, der Bischofsweg genannt. Auf ihm sollen die Meißner Bischöfe nach ihrem Lieblingsaufenthaltsorte Stolpen gezogen sein. Dieser Weg kommt herüber von der Masseney, geht mitten durch die Felder als fahrbarer Feldweg, und zieht sich östlich von Fischbach dahin über Rennersdorf nach Stolpen.

Die Sträuchermühle bei Seeligstadt besaß im Anfange des 18. Jahrhunderts ein Mann mit Namen Tensel. Derselbe stand bei dem damaligen Kurfürsten August dem Starken in ganz besonderer Gunst. Sehr gern hielt der genannte Kurfürst in den umliegenden Wäldern, in der Masseney und im Karswalde, große Treibjagden ab. Bei solchen Jagden waren viele Hunde nötig, die besonders abgerichtet sein mußten. Die Abrichtung und Pflege der nötigen Jagdhunde hatte der Kurfürst dem Besitzer der Sträuchermühle übertragen. Zur Unterbringung so vieler Hunde waren aber besondere Ställe errichtet, die Hundeställe genannt, von denen noch im Anfange des 19. Jahrhunderts Reste vorgefunden wurden. Für seine Bemühung erhielt der Sträuchermüller Tensel zwei Güter im Orte geschenkt, die der Kurfürst August der Starke zu Freigütern erhob, und die noch heute in Seeligstadt vorhanden sind. Zu dem einen Freigute, dem Rüdrig’schen, hat die Sträuchermühle bis zum Jahre 1896 gehört. Im genannten Jahre verkaufte der Freigutsbesitzer Rüdrig dieselbe.

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