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Die achteckige Spitzsäule

Im Jahre 1404 am 12. Septbr. ritt der Bürgermeister Martin aus Bischofswerda, ein Ehrenmann – der, um einigen vom Adel daselbst, die ihn anfeindeten, zu entgehen, Bischofswerda mit Budissin verwechselt hatte – mit seinen beiden Söhnen nach Gröditz. Unvermuthet wird er von seinen Feinden in der Nähe des Königsteiches 1) überfallen und mit dem jüngsten seiner Söhne niedergehauen. Der älteste, obschon ebenfalls schwer verwundet, sprengt noch bis auf die Töpfer- (damals Gröditzer) Gasse, wo er, in der Gegend des jetzigen Holzmarkts, todt vom Pferde stürzt.

Zur Erinnerung an diesen blutigen Auftritt wurde an dieser Stelle eine achteckige Spitzsäule, mit Kreuzen in ihren Feldern versehen, errichtet, die aber später umgefahren, beschädiget und auf dem Taucherkirchhof – wo sie sich noch befindet – aufbewahrt worden ist.

Quelle: Heinrich Gottlob Gräve, Volkssagen und volksthümliche Denkmale der Lausitz. Reichel, Bautzen 1839, Seite 168


1)
Der Königsteich war unter den Niederkainaischen Hügeln und reichte wahrscheinlich von der Königsmühle bis Nadelwitz. Sein Zufluß, das Strehlaische Wasser, wurde später ab- und in einen künstlichen Graben geleitet, um es zum Betrieb der Nadelwitzer und Königsmühle zu gebrauchen.