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Vom Hecht im Koblosee II

  Neu-Zauche

Ein Bauer von Neu-Zauche ging einst an den Koblosee, am darin zu fischen. Bald fing er einen ungeheuren Hecht. Er steckte den Hecht in einen Sack und ging damit heim. Als er in die Nähe der Neuzaucher Mühle kam, ward der Sack auf dem Rücken leichter und leichter. Da ihm das sonderbar vorkam, so nahm er den Sack von den Schultern und öffnete ihn, allein statt dass er seinen Hecht darin fand, flatterte eine Ente daraus hervor.

Der Bauer ging nach Hause und dachte: „Das nächste Mal nehme ich einen grösseren Sack, damit ich meinen Fang besser bewahre.“ Am folgenden Tage machte er sich wieder auf den Weg vom See. Es datierte nicht lange, so hatte er wieder einen ungeheuren Hecht gefangen. Den that er in den grossen Sack, band ihn fest zu und ging damit nach Hause. Als er in die Nähe der Neuzaucher Mühle kam, hörte er plötzlich eine klägliche Stimme aus dem Sack, welche ihn bat, er möchte nur diesmal noch den Sack öffnen, er würde ihm keinen Possen mehr spielen. Da merkte der Bauer, dass er den Kobold des Koblosees gefangen habe, öffnete den Sack und siehe da, wieder schwirrte eine Ente heraus dem See zu.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880