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Zu heiße Milchhirse für den Drachen

  bei Hoyerswerda

Ein Bauer in einem Dorfe bei Hoyerswerda hatte einen Drachen. Einst wollte er mit seiner Frau in die Stadt zum Abendmahl gehen. Deshalb übertrug er die Sorge um den Drachen seinem Knecht. Der Knecht freute sich sehr, einmal einen Drachen sehen zu können. Zur rechten Zeit kochte er, wie ihm befohlen war, die Milchhirse, setzte sie auf die oberste Stufe der Bodentreppe und versteckte sich. Sogleich kam ein buntes Kalb aus der Bodenkammer und machte sich über die Milchhirse her: da diese aber zu warm war, so ward der Drache zornig. Aus seinem Munde drang ein grosser Feuerstrahl heraus, so dass das Haus in kurzer Zeit niederbrannte. Der Drache ist, wie die Leute gesehen haben, davongeflogen.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880