<<< vorherige Sage | XXXIX. Versunkene Orte | nächste Sage >>>

Wie der Byleguhrener See entstand

  Byleguhre

Zwischen Straupitz und Byleguhre ist ein See, welcher nach dem letzteren Dorfe seinen Namen führt. Einst hat dort, wo jetzt der See ist, ein Städtchen gestanden. Man erzählt, dass dieses Städtchen, welches „Klein-Cottbus“ hiess, auf folgende Weise untergegangen ist. Eine Frau buk einmal Plinze1), während ihr kleines Kind in der Wiege lag. Das kleine Kind hatte sich verunreinigt. Da die Frau gerade nichts zur Hand hatte, um das Kind zu reinigen, nahm sie dazu einen ungerathenen Plinz. Diese Frevelthat musste aber die ganze Stadt büssen. Kaum hatte nämlich die Frau den Plinz so unziemlich verwandt, so that sich die Erde auf und die Stadt versank. Aus der Tiefe aber quoll das Wasser in reichlicher Fülle empor und bildete einen grossen, wogenden See.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880


1)
Anmerkung Sagenwiki: Eine Plinse bzw. ein Blinsen oder der Plinz (sorbisch plinc oder dialektal blinc) ist im Ostmitteldeutschen ein runder Eierkuchen in Pfannengröße oder kleiner, der aus einem aus Eiern, Salz, Milch und Mehl angerührten Teig beidseitig goldgelb bis braun gebacken wird. Quelle: Wikipedia