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Die Hunnen fallen oft in Thüringen ein

Das wilde und kriegerische Volk der Hunnen konnte nicht vergessen, daß ihm Thüringen einst zinsbar gewesen, zur Zeit als sein großer Heerführer Attila noch lebte. So brachen sie aus ihrem Lande und dem von ihnen besetzten Böhmen in großer Anzahl heraus, als Siegbert, der König von Austrasien, der auch Thüringen beherrschte, regierte. Da der König von ihrem Einfall hörte, sammelte er ein großes Heer, zog durch Thüringen und schlug die Hunnen zwischen der Saale und Elbe auf das Haupt. Dann gab er den dort wohnenden Sorben und Wenden das Land, mit dem Beding zu eigen, daß sie Verbündete der Franken und Thüringer, an die sie grenzten, gegen die Hunnen bleiben sollten.

Wenige Jahre darauf geschah abermals ein Einfall der Hunnen in Thüringen, und König Siegbert zog ihnen wieder mit einem übergroßen Heer entgegen. Die wilden Hunnen hatten aber viele morgenländische Zauberer mit sich gebracht, die viel gespenstiges Gaukelwerk erregten und dadurch das Heer des Frankenkönigs in Schreck und Unordnung brachten. Siegbert versöhnte jedoch den Hunnenkönig Kaganus durch Geschenke, welcher ihm ebenfalls reiche Gaben übersandte und einen Frieden mit ihm schloß. Dabei trug sich zu, daß es dem Heer der Hunnen, die überall, den Heuschrecken gleich, alles aufzehrten, an Proviant gebrach, weil sie des aufgerichteten Friedens. halber, nicht raubend weiter dringen konnten. Da ließ der Hunnenkönig Siegbert seinen Gruß entbieten und sagen, wenn er das Hunnenheer speise, so wolle er mit diesem in drei Tagen aufbrechen und das Thüringer Land gänzlich räumen. Hierin willfahrete Siegbert dem Kagan, und es geschah also.

Als Siegberts Enkel, Theodebert, herrschte, brachen die Hunnen abermals aus Pannonien mit Heeresmacht hervor und verwüsteten die damals verbundenen Länder Thüringen und Oftfranken. Es geschahen harte Streite, bis Brunhild, des Königs Großmutter, den Frieden von ihnen mit Geld erkaufte, worauf sie sobald nicht wieder gekommen sind.

Quellen: