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Thüringer und Sachse

So sagt eine andere Kunde: Wie die über See gekommenen Sachsen mit den Küstenbewohnern nach manchem Gefecht friedlichen Vertrag aufgerichtet, daß sie, die Fremdlinge, sich des Landbesißes nicht anmaßen wollten, aber freier Tausch und Verkehr zwischen beiden Völkern statt finden sollte, trat einst aus einem Schiff ein Sachsenjüngling an das Land, der war herrlich geziert mit einer güldnen Kette um den Hals und mit güldnen Armbändern.

Ihn ersah ein thüringischer Ackersmann und fragte ihn spöttlich, was ihm um seinen hungerigen Hals das reiche Gezier müße? Der Sachse sprach: ich will es verkaufen, was giebst du mir dafür? Eine Hand voll Erde! erwiederte der Ackersmann. Der Sachse nahm den Tausch an, ließ sich seinen Schooß voll Erde füllen und begab sich auf sein Schiff zurück. Ueber diesen Handel war viele Freude bei beiden Völkern, weil jedes das andere für betrogen hielt. Darauf nahmen die Fremdlinge die Erde, rieben sie fein, besäten damit ein großes Gebiet und sprachen, das ist nun unser Land, das wir für unser Gold erkauft haben. Da schrieen die Landsassen sehr über den Ackersmann und schhalten ihn thörigt und vermaledeiten das fremde Gold.

Die Sachsen aber verlachten sie, nannten sie Döringk und erbauten ohne Dank Städte und Vesten an der Elbe. Es kam zu harten Streiten um das Land, und die Thüringer wurden über den Harz1) getrieben. Sie bauten sich an der Saale, Unstrut und Werra an und drängten im Saalgebiet die Wenden nach Osten hin.

Quellen:


1)
Vergl. im Sagenkreis des Inselberges die Sage von Cabarz und Tabarz