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Elisabeths Handschuh

Oft besuchte die fromme Landgräfin die Kirche in Eisenach, da versammelten sich vor dem Kirchenportal stets sehr viele Arme und Gebrechliche; sie wußten, daß die Herrin jedem eine Gabe spendete, so geschah es auch an einem Heiligentage, daß die Zahl der Bettler besonders groß war, als die Fürstin mit ihrem dienenden Gefolge heranschritt zum Gottesdienst. Sie spendete Almosen, so viel sie konnte und bald war ihr Metschger erschöpft, doch waren auch alle befriedigt, nur ein halbblinder Greis hatte noch keine Gabe empfangen und drängte sich ihr flehend nach, bis in die Kirche hinein. Elisabeth hatte nichts mehr zu geben, doch jammerte sie der arme alte Mann, und sie besann sich nicht lange, sondern zog einen ihrer reich mit Silber gestickten Handschuhe aus und reichte diesen dem armen Greis. Das sahe nicht sobald ein Ritter, der zugegen war, als er hinzutrat und von dem Alten den Handschuh gegen eine Summe baaren Geldes eintauschte. Als ein Kleinod seltener Art befestigte dieser Ritter den Handschuh an seinem Helm und zog bald darauf in das heilige Land. Dort kämpfte er wacker gegen die wilden Söhne der Wüste, doch in jedem Gefecht mit den Sarazenen war es, als sei ihm die Helmzier ein schützender Talisman. Er kehrte glücklich in die Heimath zurück und setzte freudig und seinen Nachkommen zu dankbarer Erinnerung, das Bild von Elisabeths Handschuh in seinen Wappenschild. Sterbend küßte er noch die schöne Reliquie von der heiligen Dulderin.

Quellen: