<<< zurück | Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes | weiter >>>

Von Ludwig dem Milden

Landgraf Ludwig war ein gar erlauchter frommer Fürst, männlich und wacker im Streit, vorsichtig und weise in den Rechten, geduldig und sanftmüthig in Widerwärtigkeiten, gegen die Armen gütig und barmherzig, er ertrug ihr Geschrei und hörte die Klagen, die sie ihm vorbrachten, gleich als ob er ihnen die Almosen von Rechtswegen schuldig wäre. Er nährte sie, er kleidete und vertheidigte sie, er war so ein frommer Christ, daß man ihn von seiner Demuth und seines Betens wegen mehr für einen Mönch hielt, als für einen Ritter. Er war gegen alle Leute also gütig, daß man ihn den milden Landgrafen nannte. Einstmals, in dem großen Krieg gegen Herzog Heinrich den Löwen, da der Kaiser ihn mit seinem Bruder Herrmann gen Goslar geschickt, gewann er einen Streit mit dem Herzog von Braunschweig auf offenem Feld, wo er nur wenige Mannen bei sich führte, und sahe, daß er schwerlich wegen des Feindes Uebermacht der Verstrickung entrinnen werde. Da gelobte er Gott, wenn er obsiege, zur Ehre St. Georgs eine Kirche zu bauen, und der Herr half ihm von dem Feinde.

Darnach ließ er die St. Georgenkirche zu Eisenach bauen, sah aber ihre Vollendung nimmer. Denn zu dieser Zeit sandte der Papst einen Bischof gen Mainz, der predigte das Kreuz zu Hülfe dem heiligen Grabe, daß man das wieder gewänne. Und es wurden mit dem Kreuze gezeichnet Kaiser Friedrich, Landgraf Ludwig von Thüringen und Hessen, des Kaisers Schwestersohn; Graf Poppo von Henneberg, und gar viele Bischöfe, Aebte, Grafen und Herren, Ritter und Knechte, und gemeines Volk ohne Zahl.

Ludwig der Milde vollbrachte manche tapfre That, doch er erkrankte, reiste zurück, und starb auf der Insel Cypern. Die Seinen begruben sein Fleisch, seine Gebeine aber führten sie in das Vaterland und gen Reinhardsbrunn, da wurde er neben seinen Eltern herrlich bestattet. Und da er von der Tochter des Herzogs von Oesterreich, Frau Margarethen, seiner dritten Gemahlin, keine Leibeserben hatte, so fiel das Land auf seinen ältesten Bruder Herrmann, den der Kaiser zu einem Pfalzgrafen von Sachsen gemacht hatte.

Quellen: