<<< zurück | Der Sagenschatz und die Sagenkreise des Thüringerlandes | weiter >>>

Von dem eisernen Landgrafen

Als der Schmied zu der Ruhla den Landgrafen Ludwig, des Springers Sohn, hart geschmiedet hatte, 1) und der Fürst seine widerspenstigen Vasallen allzumal an den Pflug gespannt und baß gedemüthigt, mußten sie ihm Urphede schwören, und er ward von ihnen sehr gefürchtet. Wenn sie nur seinen Namen nennen hörten, erseufzten sie; alle ihre Freunde in Thüringen und Hessen waren ihm gram und schalten ihn übel, weil er ihnen ihren Willen nicht ließ; sie thaten ihm zum Verdruß, was sie konnten, und dichteten in mancherlei Weise darauf, wie sie ihn zum Tod brächten. Des wurde der Landgraf häufig gewarnt, daher ging er immer stattlich im Eisenharnisch gerüstet, wo er unter den Herren und ehrbaren Leuten war, daß sie ihn nannten „der eiserne Landgraf“, und welche von denen, die ihm nach dem Leben trachteten, oder von ihren Freunden und Dienern er auf irgend einer Unthat ergriff, oder für Wahrheit erfuhr, daß sie ihm zu schaden gedachten, die ließ er alsbald henken, oder erwürgen, oder ertränken.

Dieses überausstrengen eisernen Landgrafen eheliches Gemahl war Frau Jutta; dieselbe begann einstmals, da ihr Herr mit ihrem Bruder Kaiser Friedrich dem Rothbart in Regensburg zusammentraf, um gen Italien zu ziehen, bei Weißensee einen Baumgarten anzulegen, umgab den Berg mit Mauern, baute ein Bienenhaus in den Baumgarten, und auf den Berg eine Burg. Dawider setzte sich der Graf von Beichlingen, dem jenes Gebiet gehörte, doch sprach die Landgräfin von Thüringen, sie wolle nur eine Herberge bauen, wenn sie von der Wartburg gen Nauenburg (an der Unstrut) führe, daß sie mittelwegs einziehen könne. Der Graf von Beichlingen wollte solches nicht gestatten, und verklagte Frau Jutta bei dem Kaiser, daß sie ihm freventlich in das Seine baue, und da eine Burg hinstelle. Sie kehrte sich indeß nicht an seine Einrede und fuhr fort zu bauen.

Der Kaiser redete darum mit dem Landgrafen Ludwig, und dieser that, als wäre es ihm leid, schrieb auch einen ernsten Brief an Frau Jutta, daß sie bei seinen Hulden nicht mehr da bauen sollte, sandte aber zugleich am andern Tag einen Boten dem des Grafen von Beichlingen nach, und entbot ihr, sie möge nicht aufhören, sondern fortbauen. Da nun der Landgraf wieder heim kam, sandte er zu dem Grafen, that als wäre er sehr zornig über sein Weib, da sie ohne sein Wissen und Willen gebaut, und er wolle den Bau gern abbrechen, wäre er gering, da sie aber so ein gar großes Gut daran gewandt, könne er ihn ohne großen Verlust und Schaden nicht abthun, wolle ihm aber gern die Stätte bezahlen. Gab dann dem Grafen ein geringes Geld dafür, besetzte die Burg mit festen Mannen, baute auch daran Weißensee die Stadt, und so blieb ihm Burg und Stadt und See zum Eigenthum, und war dem ehemaligen Herrn, gleichwie bei Schloß Wartburg, der Boden mit Listen abgenommen.

Quellen:


1)
Siehe später den Sagenkreis des Inselbergs