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Spuk im Madlower Pfarrhaus

  Madlow

In Madlow sollte ein Pfarrhaus gebaut werden. Um es recht billig herzustellen, hatte man beschlossen, die Steine von der alten Kirchhofmauer zu dem Bau zu verwenden. Allein man hatte kein Glück mit dem Neubau, denn bevor derselbe noch fertig war, erhob sich in dem neuen Gebäude ein furchtbarer Spuk, welcher sich jede Nacht von zwölf bis ein Uhr vernehmen liess. Man beschloss zu wachen, aber Niemand hielt auf dem Wachtposten aus. Da wachte einmal der beherzteste Mann der Gemeinde in der Pfarre, aber auch ihm ist Sonderbares zugestossen. Er erzählt, er habe es in der Geisterstunde nicht aushalten können. Es habe sich ein solches Sausen und Brausen, Geklirr und Gerassel erhoben, dass ihm die Haare zu Berge gestiegen und er endlich geflohen sei. Erst lange Zeit nachher, als der Pfarrer langst das Haus bewohnte, hat sich der Spuk allmählich verloren.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880