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Wie die Riedebecker ihre Kirchenglocke wiederbekamen

Es war einmal ein sehr schlimmer Krieg, und da kamen wilde Polacken und Böhmen und schlugen alle Christen tot. Die Leute in Riedebeck wurden auch totgeschlagen. Die Polacken stahlen alle Glocken von den Türmen, raubten und plünderten die Dörfer aus und verbrannten sie dann. Sie holten auch die Riedebecker Glocke vom Turm, aber sie konnten sie nicht von der Stelle bringen. Da kippten sie sie um und trudelten sie in einen Sumpf, damit niemand wissen sollte, wo die Glocke geblieben war. Nach vielen Jahren kamen wieder Leute in die Gegend, bauten das Dorf wieder auf und stellten die Kirche wieder her. Sie suchten nach der verschwundenen Glocke, konnten sie aber nicht finden. Einmal im Sommer hütete der Dorfhirt das Vieh am Borchelt. Es war auch Federvieh mit hinausgelaufen. Auf einmal scharrte ein Hahn etwas rundes aus und als die Schweine dort weiter wühlten, wühlten sie die Glocke heraus.

Die Nachricht vom Auffinden der Glocke kam auch nach Luckau. Da schickten die Luckauer ein Gespann mit zwölf Pferden nach Riedebeck, um die Glocke für sich zu holen. Aber es war unmöglich, die Glocke von der Stelle zu bekommen. Während mit allen Kräften gearbeitet wurde, kam ein Riedebecker mit einem alten, abgetriebenen Ochsen, der vor eine Schleife gespannt war, vorüber. Er hielt an, wälzte die Glocke auf die Schleife und führte sie bis zum Kirchturm, wo sie wieder aufgehängt wurde. Die Glocke ruft beim Läuten, wenn der Wind nach dem Borchelt zu weht: Sau gewühlt, Hahn gescharrt!

Quelle: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau N.-L., Berlin 1933