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Die wilde Jagd in Sallgast

In früheren Jahren wurde viel von der wilden Jagd im Dorfe erzählt. Diese Jagd bestand aus einem Wagen mit zwei Pferden und einem Kutscher. Pferde und Kutscher aber waren ohne Kopf. Die wilde Jagd erschien immer dann auf dem Schloßhof, wenn der Ritter im Sterben lag. Wer vor ihr stand, mußte eine Stunde stehen bleiben, ohne sich zu rühren. Dieses Gefährt aber ging nicht eher weg, bis der Schloßherr tot war. Wer es anrief, den verfolgte es von dieser Stunde an. Ein Mann ging eines Abends aus dem Gasthof zur Linde nach Hause. Da hörte er hinter sich Wagengerassel und Peitschenknallen. Er rief: “Halt wo willst Du hin?“ Von dieser Stunde verfolgte ihn das Gefährt, wohin er auch gehen mochte. In der Nacht, wenn er schlief, kam es zum Schornstein herein und in der Stube drehte sich alles herum. Sein großer Hund wachte ständig an seinem Bett, aber wenn die wilde Jagd kam, verkroch er sich winselnd unter dem selben. Seine Frau blieb nicht mehr bei ihm, sondern ging zu ihren Eltern zurück. Als der Mann starb, hörte man die wilde Jagd über den Dorfplatz ziehen. Die Leute aber im Dorfe riefen aus: Jetzt zieht die wilde Jagd von ihm fort.

Eines Abends ging ein Mann in der Schustergasse (jetzt Bahnhofstraße) spazieren. Auf einmal hörte er ein Brausen, es war die wilde Heer. Er schrie demselben zu: “Hier her, hier her“. Das wilde Heer folgte seinem Rufe und ging nicht mehr von ihm weg. Eines Tages machte er eine Schüssel Kartoffelsalat. Den aß es ihm weg; desgleichen trank es ihm eine Flasche Wein aus. Er dachte, jetzt würde sie nicht wieder kommen. Aber alles Bitten oder Schelten half ihm nichts. Da erzählte er sein Leid eines Tages seinem Freunde. Dieser sagte zu ihm, wenn sie wieder komme, so soll er sagen: “Alle guten Geister loben Gott den Herrn“. Als das wilde Heer wieder erschien, gebrauchte er diese Worte. Von dem Tage an kam es nicht wieder.

Quelle: Robert Scharnweber & Otto Jungrichter: Sagen, Anekdoten und Schnurren aus dem Kreise Luckau, Berlin 1933