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Vom Schmied und seinem Sohne

  Byleguhre

In Byleguhre war der Vater des Schmiedes eines plötzlichen Todes gestorben. Alle Jahre, genau an dem Sterbetage, erschien dem Schmied ein Gesicht. Dann hörte er eine Stimme, welche sprach: „Komm mit.“ Lange Jahre kehrte er sich an dieses Gesicht nicht. Als aber sein Sohn das zwanzigste Jahr erreicht hatte und da das Gesicht jedes Jahr wiedergekommen war, so erzählte der Schmied dem Sohne Alles. Dieser erklärte seinem Vater, er sei fest entschlossen, dem Gesicht zu folgen. Nun bekam auch der Vater Neigung, Gleiches zu thun.

Deshalb legten sie sich in der Nacht, als der Sterbetag wieder da war, nicht schlafen. Um zwölf Uhr hörten sie eine Stimme von aussen, welche sprach: „Komm mit!“ Vater und Sohn folgten der Stimme. Als sie aus dem Hause traten, hörten sie, wie die Stimme ihnen befahl, sie sollten den Karren mitnehmen. Das thaten sie. Darauf folgten sie dem Gesicht. Sie kamen bis zu einem Ackerstück, welches die Welsnitz heisst. Dort horten sie Etwas in der Erde kratzen, darauf sprach die Stimme, sie sollten ihren Karren mit dem, was vor ihnen liege, beladen. Das thaten sie. Als sie darauf mit ihrem Karren den Wald verliessen, erhielten sie plötzlich von unsichtbarer Gewalt furchtbare Schläge, so dass sie ganz braun und blau waren, als sie zu Hause ankamen. Dort aber fand es sich, dass sie ihren Karren mit Gold beladen hatten.

Quelle: Edmund Veckenstedt: Wendische Sagen, Märchen und abergläubische Gebräuche. Leuschner & Lubensky, Graz 1880