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Der welsche Flößer

  E. Thomas, Langburkersdorf (Sa.), in der Halbmonatszeitschrift "Der Fahrtgesell", Dresden 1926, 
  Heft7, S. 110 Nr. 9 Im Volke erlauscht, doch überarbeitet.

Der alte Neumann-Maatz war in seinen jungen Jahren auf der Elbe Flößer und Wiedenknecht. Auf ein schauriges Erlebnis schwört er noch heute, und er erzählt's jedem, der's hören will. - Die Stämme waren fest mit Wieder verbunden, und alles war „klar zur Talfahrt“. Ein heißer Tag war's. Die Sonne brannte höllisch auf den Schädel. In Rathen langt sich der Maatz sein Kaffeekrügel und will einen kräftigen Zug tun. Pfui Teufel! Sauer geworden in der Hitze. Warum mußte er auch Milch hineingeben! Die anderen kosten auch. Genau derselbe Erfolg. Verdammt! Schwarz tranken ihn die Flößerknechte nicht gerne; denn Kaffee war noch da und ein Feuer schnell gemacht. Einer geht ans Kaffeekochen. Und der Seppe Conduzzi, der welsche Hund, lacht dreckig. - Dicht vor Wehlen. Auf der Elbwiese, nahe am Ufer, stehen Kühe. Ob sie Milch haben wollten, fragte der Welsche die Flößer. Jetzt lachen die. - „Nu freilich, m'r wu'n welche, Du Boomaffe! Hull uns ock welche, dort stihn Kihe. Wenn De melken koannst, Du Saufrack!“ - Der Welsche lacht weiter, zieht das Messer, stößt es in einen Bohlen und läßt sich einen Topf geben. Dann melkt er mit kräftigen Strichen den Messergriff, und das Gefäß füllt sich vor den staunenden Flößern mit köstlicher, weißer Milch. - Die Leute würden sich wundern, wenn die große, rote Kuh heute beim Melken keine Milch geben würde. Die habe er eben gemolken, sagt lachend Seppe Conduzzi.

Quellen: