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Pfarrer Klunges Verhängnis

  M. I, Nr. 41; II, Nr.673; 
  nach Pilk, Neukirch a.H. 1889, S. 84 ff.

Am sogenannten Ziegenrücken, der sich vom Pfarrhause östlich der Wesenitz entlang erstreckt, befand sich früher ein kleinen Erlengebüsch, an welchem kein Neukircher des Abends gern vorüberging. Jenes Wäldchen sollte nämlich Klunge einem unsauberen Geiste, den er ausgetrieben, zum Aufenthaltsort angewiesen haben. Bei der Bannung eines anderen Unholdes, der in einem Hause zu Niederneukirch sein Unwesen trieb, ereilte den geistlichen Hexenmeister das Verhängnis. Der Besitzer des genannten Hauses bat den Pfarrer, seine Heimstätte von dem Poltergeiste zu befreien. Klunge versprach, in der Nacht den Neumondes zwischen 12 und 1 Uhr zu kommen. Er hatte sich aber beim Studieren verspätet und die Turmuhr verkündigte schon das dritte Viertel nach Zwölf, als er eilends dem berüchtigten Hause zuschritt. Er trat durch die offengelassene Türe, erstieg die Treppe zu dem oberen Stockwerke und begann eine Beschwörung. Der zitierte Geist erschien. Klunge zog eine starke Nadel aus seinem Gewande, durchstach damit das schwache Kreuz des Fensters und zwang den Unhold, durch die entstandene Öffnung für immer zu verschwinden. Da schlug die Glocke eins. Der Geist fuhr unter gräßlichen Verwünschungen hinaus, ließ jedoch einen dichten, giftigen Qualm im Zimmer zurück. An den Folgen dieses Austritts soll Klunge kurz darauf verstorben sein.

Als er bestattet wurde, will man seine Gestalt an einer Maueröffnung des Turmes bemerkt haben. Vor seinem Tode hatte er seinen Angehörigen befohlen, einige seiner Bücher, namentlich das sechste und siebte Buch Moses, in deren Besitz er war, nach seinem Abscheiden zu verbrennen. Als dies nicht geschah, ließ sich der Geist des Pfarrers mehrmals mahnend sehen; einmal soll er sogar durch die Esse, gleich einem Sturm, eingefahren sein, worüber die Magd bis auf den Tod erschrak und starb. Die Bücher wurden endlich vernichtet, und der Spuk hörte auf. (Der Schluß auch bei Grüße, Bd. II, S. 151, wo die schwarze Kunst aber irrtümlich dem Pfarrer Pech zugeschrieben wird. Siehe hier Anm. zu Nr. 89.)

Quellen: