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Galgenmännlein werden am Valtenberge ausgeggraben

  M. II, Nr. 391. 
  Nach E.L. König im "Neuen Lausitzschen Magazin" 1886, S. 63

Auf dem sogenannten Wurzelfeld am Valten- oder Falkenberge finden Glücksfinder am Johannistage die wunderbare Alraunwurzel. Sie trägt einen Schopf hoher glänzender Blätter, ähnlich denen der Tulpe. Mit kleinenn Rostflecken sind sie dicht bestreut. Die Wurzel bilden zwei faustgroße Fingerknollen. In der Mitternachtsstunde am Johannistage muß man sie ausgraben und nach Hause tragen. Die Wurzel wird dabei laut aufschreien und solange kläglich wimmern, bis man daumengroße Puppen daraus geschnitten und dieselben mit Wein und Öl gesalbt hat. Diese Püppchen heißen Querxe oder Alraunmännchen, Heinzelmännchen, Galgenmännchen. Dieselben können viel nützen, wenn man sie prächtig kleidet, in weichen Bettchen an sicherem Orte schlafen legt, hin und wieder mit Leckereien speist und jeden Sonntag in Wein und Wasser badet. Dann sagen sie, in rechter Weise befragt, das Zukünftige voraus, enthüllen das Vergangene und verraten die Gedanken und Herzensgeheimnisse aller, von denen man das erhaltene Brot, Salz oder Licht ihnen opfert. Die Galgenmännlein fördern jede Arbeit, helfen über die allerschwersten Geschäfte spielend hinweg, heilen jede, auch die gefährlichste Krankheit, schützen vor jeder Gefahr und verstehen Liebestränke und Fruchtsäfte zu brauen, die niemals ihre Wirkung versagen. (Vgl. Nr. 124)

Quellen: