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Spukgeister bei Neustadt

  Mitgeteilt durch Herrn Schlenkrich.

1. Auf dem alten Wege von Neustadt nach Hohnstein stand mitten im Walde früher ein altes Gebäude, das, später bis auf die Mauern zerfallen, Petermanns Mauer hieß. Hierher war ein Polenzer verbannt, dessen Geist umging, und sich bald als Mann ohne Kopf, bald als schwarzer Hund zeigte, die Leute verfolgte, ihnen aufhockte und anderen Schabernack ausübte.

2. Vor dem Umbau des Altars in der Neustädter Kirche (1820) trieb in dieser der Geist eines im Grabgewölbe unterm Altarplatz ruhenden Ritters sein Wesen. Nach der Erneuerung des Altars war der Geist auf den Glockenboden übergesiedelt, wo seine alte Rüstung hing, und hier und auf den Emporen wurde er von den Schulkindern beim Läuten und vorzüglich vor der Christmette oft gesehen.

3. Margarethe von Miltitz auf Burkersdorf hatte zum heiligen Freitag eine Nachmittagspredigt in der Neustädter Kirche gestiftet. Sämtliche Bewohner des Schlosses in Burkersdorf mußten diesem Gottesdieste beiwohnen; nur der Vogt durfte zu Hause bleiben. Gingen nicht alle zur Kirche, dann fing ein fürchterliches Rumoren auf dem Gute an; ja, der Geist nahm es so strenge, daß er diejenigen, welche wohl in Neustadt, aber nicht in der Predigt gewesen waren, auf dem Heimwege auf der Burkersdorfer Straße mit Ohrfeigen bestrafte.

Quelle: Sagenbuch der Sächsischen Schweiz; Herausgegeben von Alfred Meiche, Leipzig 1894, Verlag von Bernhard Franke