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Die Schlüsseljungfrau von Nebra

  Hesekiel a. a. O. II, p. 103 ff.

Unweit der Nobisschenke, dicht am Ufer des Sees, liegt ein Steinblock, aus welchem die rostigen Köpfe von drei großen eisernen Nägeln hervorragen, welche die Bauern hier eingeschlagen haben zum Zeichen, daß hier der Mittelpunkt der Erde ist. Auch zeigt sich hier in stillen Winternächten die Schlüsseljungfrau von Nebra; sie läßt aber nur ihre rechte Hand sehen, in welcher sie eine Laterne trägt, sonst ist sie unsichtbar. Die Schlüsseljungfrau von Nebra hatte einst auf diesen Stein das Kind ihrer Herrschaft niedergelegt, als ihr Liebster, der Jäger, aus dem Walde gekommen war. Die Liebesleute kosten mit einander drüben im Eichengebüsch, als aber die Leichtsinnige zu dem Stein wieder zurückkehrte, da hatte sie ihre Unschuld verloren und fand das Kind ihrer Herrschaft nimmermehr. Das hatte der Nix geholt und es war der letzte Herr von Nebra gewesen. Seitdem sucht das unglückliche Wesen allnächtlich nach dem verlorenen Kinde an dieser Stätte, man sieht es aber nie und nur in dunklen Nächten seine rechte Hand, weil es darin eine Laterne trägt.

Quellen: